140 Zweiter Abschnitt. Zweiter Zeitraum.
stütze in dem Areopag. Perikles ließ daher 460 durch den von ihm geleiteten Ephilltes in der Volksversammlung das Gesetz durchbringen, daß dem Areopag der Einfluß auf die Politik und Gesetzgebung entzogen wurde und nur die Blutgerichtsbarkeit blieb. Hierdurch wurde die ganze Staatsgewalt in die Hände der Volksversammlung gelegt. Damit aber auch der arme Bürger an den Staatsangelegenheiten teilnehmen konnte, ließ er ihn für die Arbeitsversäumnis bei dem Besuche der Volksversammlung (durch 1 Obolos) entschädigen. Die Richter erhielten für ihre Amtswaltnng Tagegebühren, und die Krieger empfingen Sold und Verpflegung. Um dem Armen die geistigen Genüsse des Theaters zugänglich zu machen, gab der Staat das Eintrittsgeld.
Nach außen erweiterte Perikles die Macht Athens, indem er es zum Mittelpunkt eines regen See- und Handelsverkehrs machte, der sich bis ins schwarze Meer, bis nach Ägypten und weit Über Italien ausdehnte. Er ließ neue Kolonien, wie Amphipolis u. a. gründen und sicherte seiner Vaterstadt die unbeschränkte Leitung des attischen Bundes, der sich über alle Inseln und Küstenländer des ägäischen Meeres erstreckte und über dreihundert Städte umfaßte. Die Bundeskasse ließ er von Delos, wo sie nicht sicher genug schien, nach Athen bringen. Die Beiträge der Bundesmitglieder, welche auf jährlich 1000 Talente angewachsen waren, wurden wie ein Tribut gefordert und entrichtet. Sein Plan ging dahin, den attischen Bund zu einem allgemeinen Griechenbund zu erweitern, der alle Griechen Europas und Asiens unter Athens Führung umfassen sollte. Zwanzig Männer luden die griechischen Staaten zu diesem Bunde ein und forderten dieselben auf, Abgeordnete nach Athen zu senden, um in Gemeinschaft mit ihm die Wiederherstellung der von den Persern zerstörten Tempel, die Lösung der geleisteten Gelübde und die freie Schiffahrt zur See zu beraten. Allein die Eifersucht Spartas und die Furcht vor Athens Macht und Herrschaft vereitelten den Plan: nicht ein einziger Staat folgte der Einladung des Perikles.
Die Künste. Zu keiner Zeit fanden Kunst und Wissenschaft mehr Anregung und Pflege als unter Perikles. Die reichen Mittel, welche durch die Jahresbeiträge der Bundesgenossen nach Athen flössen, benutzte er nicht bloß zur Erhaltung der großen Land- und Seemacht, sondern auch zu Spenden, Festen, Schauspielen, öffentlichen Aufzügen, sowie zur Verschönerung Athens durch prächtige Werke der Baukunst und Bildnerei. Hierbei unterstützte ihn sein
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6
Geschichte der Griechen.
sollten. An geeigneten Stellen legte er Festungen an. Seine Residenzen waren S u s a, P e r s e p o l i s, B a b y l o n und das in Medien liegende E k b a t a n a. Darius sicherte den Frieden und schtzte das Recht. Damit knigliche Befehle auch in die entfernteren Teile des Reiches mglichst schnell berbracht werden knnten, wurde eine Post eingerichtet; nach Sardes wurden Nachrichten von Susa aus binnen sieben Tagen bermittelt.
Wie seine Vorgnger ging auch Darius darauf aus, sein Reich durch Eroberungen auszudehnen. Um die Scythen zu unterwerfen, ein No-madenvolk, das in dem sdlichen Rußland wohnte, berschritt er den Bosporus und ging der die Donau. Aber die Scythen stellten sich nicht zur Schlacht, sondern wichen in ihre Steppen zurck, wo das nachfolgende Perserheer bald von Mangel und Not berfallen wurde. So milang denn der Feldzug. Ja, das Heer wre vielleicht vernichtet worden, wenn die griechischen Fürsten, die mitgezogen und zur Bewachung der Brcke zurckgelassen worden waren, dem Rat eines unter ihnen, des Miltiades, gefolgt wren und die Brcke ab-gebrochen htten.
Geschichte der Griechen.
Griechenland.
8. Der Landescharakter. Griechenland oder Hellas, das Land der H e l l e n e n, wie dies Volk sich selbst nannte, ist der sdliche Teil der Balkanhalbinsel und wird im Osten vom gischen, im Westen vom ionischen Meere begrenzt. Es ist ein Land von geringer Ausdehnung, da es auch mit Einschlu der benachbarten Inseln nur etwa den Umfang des Knig-Das Meer, reichs Bayern hat. Durch tiefe Meereseinschnitte gegliedert, ist. Griechenland reich an Buchten, an Hsen, an vorgelagerten Inseln; es gibt wenige Punkte in Griechenland, die mehr als eine oder zwei Tagereisen vom Meere entfernt sind. So wurden denn die Griechen frh ein seefahrendes Volk, dessen Schiffer und Kaufleute fremde Gestade aufsuchten. Die O st -k st e ist hafenreicher als die Westkste, und eine Jnselbrcke verbindet sie mit der Kste von Kleinasien; dies hat zur Folge gehabt, da die Griechen frh nach jenen Gestaden hinbergewandert sind. Griechenland ist ferner Das Gebirge, ein Land zahlreicher, hoher und steiler Gebirge, zwischen denen sich Flu-
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Extrahierte Personennamen: Darius Darius Darius Darius
4. Kolonien. Die Bltezeit Griechenlands. 5. Die Perserkriege. 35
und kehrten mit spartanischer Hilfe zurck. Die Insel hielt eine lange Belagerung aus; nur die Tapferkeit des Polykrates und die Festigkeit der Mauern der Hauptstadt verhinderten ihre Eroberung.
Polykrates hatte zwar seinen Thron gerettet, aber seine Macht war erschttert, die Seeherrschaft von Samos gebrochen. Aus eignen Mitteln konnte er den ungeheuern Verlust nicht ersetzen; dazu brauchte er Geld und Bundesgenossen. Beides schien ihm sein Glck zur rechten Stunde dar-zubieten. Der persische Statthalter von Kleinasien schickte ihm heimlich die erwnschte Botschaft, da er mit allen seinen Schtzen nach Samos kommen wolle, um sich mit Polykrates zu verbinden, weil er bei seinem König in Ungnade gefallen sei. Zuvor aber mge Polykrates nach Kleinasien kommen, um sich von der Gre des Reichtums zu berzeugen, den er ihm zuzubringen gedenke. Polykrates glaubte dieser Verlockung; seine Freunde durchschauten die persische List; seine Tochter umklammerte ihn weinend, als er an Bord des Schiffes ging; aber nichts konnte ihn zurckhalten.
Mit raschem Ruderschlage fuhr er, seliger Hoffnung voll, nach dem Festland und sah schon im Geiste das Gold in gefllten Kasten schimmern. Kaum war er ans Land gestiegen, als er von den lauernden Wachen des listigen Statthalters ergriffen und ans Kreuz geschlagen wurde. Seiner Tochter Traum war in Erfllung gegangen: der Fürst von Samos hing am Meeresstrande, von Zeus gebadet, von der Sonne gesalbt, den Vgeln des Himmels eine Speise. So endete Polykrates (522 v. Chr.), und mit ihm die Blte der Insel Samos, die bald von den Persern besetzt wurde.
4. Kolonien der Griechen.^)
Die Griechen haben in andern Lndern viele Städte gegrndet, solche Städte heien Kolonien oder Pflanzstdte. Zunchst besiedelten sie die Inseln des gischen Meeres. In Kleinasien grndeten sie Städte am Schwarzen Meere und an den Ksten des gischen Meeres. Hierzu gehren Smyrna, Ephesus und Mi Ui. Auf Sizilien grndeten sie Syrakus und Meffina. Besonders viele Kolonien legten sie in Unteritalien an, das deshalb Grogriechenland genannt wurde. Die wichtigste ist Tarent. In Sdfrankreich grndeten sie das heutige Marseille, an der Westkste Spaniens Sagunt, an der Nordkste Afrikas Cyrene.
Zweiter Zeitraum. Die Bltezeit Griechenlands.
5. Die Perserkriege.
Veranlassung. Auch an der Kste Kleinasiens wohnten Griechen. Diese waren wegen bervlkerung im Mutterlande dorthin gezogen und hatten daselbst blhende Städte gegrndet. Im Laufe der Zeit waren sie
*) Karte 14.
3*
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78
Zur Erweiterung: Die Griechen.
rungen diente in der Stadt der schmucke Rundbau der Odeions, das an Oeries' Zelt erinnern sollte.
d. Das ganze Jahr hindurch lsten glnzende Feste einander ab und lockten, wie der Handel, Scharen Fremder nach Athen. Denn in Athen war, anders als in Sparta, jeder willkommen, der fleiige Hnde oder Kapital mitbrachte. So blhten Fabriken auf, deren Arbeiter meist Sklaven waren. Der Pirus erwuchs zu einem geruschvollen Handelshafen; die Erzeugnisse des attischen Kunst-gewerbes, namentlich der Kunsttpferei, fhrten athenische Kaufleute und Schiffer in alle bekannten Lnder aus und brachten dafr die Ernten der Erde auf den Markt Athens, vor allem Korn vom Bosporus und etruskifche Metallarbeiten; dadurch gediehen zugleich Banken und Reedereien. Aber auch die kleinen Geschfte verdienten: die Handwerker, Hndler, Tagelhner, und alle durften teilnehmen an den edelsten Genssen, besonders am Schauspiel, dessen Eintrittsgeld Perikles den Brgern aus der Staatskasse ersetzte.
c. Athen besa damals die grten Schauspieldichter des Alter-tums. Der ernste schylos, der bei Marathon und bei Salamis mitgefochten, der fromme Sophokles, der als fnfzehnjhriger Knabe nach der Schlacht bei Salamis den Neigen gefhrt hatte, und der leidenschaftliche Euripides, der auf Salamis während der Schlacht geboren sein soll: sie alle lehrten an groen Vorbildern die Gottheit ehren, Pflicht und Schicksal mutig tragen.
6. So gelang es Perikles, das Erbe der Vorfahren unverkrzt zu erhalten und zu vergrern. Denn darin erblickte er die Ehrenpflicht eines Volkes.
Den Krieg mit dem eiferschtigen Sparta sah er kommen. Er betrieb die Rstungen mit Eifer; er vervollstndigte das Festungs-werk der Langen Mauern, durch das Themistokles die Stadt mit dem Pirus verbunden hatte; er verstrkte die Flotte und er-wetterte die Seemacht. Schild und Schwert waren bereit.
2. Der Ausbruch des Krieges.
1. Korkyra war die wichtigste Kolonie Korinths; es be-herrschte den Handel nach den Ksten des Adriatischen Meeres und nach Italien. Den Anla zum Zerwrfnis gab die beiden Staaten gemeinsame Kolonie Epidamnos an der Kste von Epirus. Dort lagen Adel und Brgerschaft in Hader; Korinth untersttzte die Aristokraten, Korkyra das Volk. Eine Flotte, die Korinth in die epirotischen Gewsser sandte, schlugen die Korkyrer mit ihren
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34 Geschichte der Griechen und Macedoner.
der Samos angeeignet. Diese Insel war in jener Zeit die gesegnetste des Agischen Meeres. Land- und Bergbau, Weinpflanzungen, vorzugsweise aber Schiffbau, Handel und Industrie bildeten die Grundlage des Wohlstandes der Brger. Ein unermdlicher Trieb zu Erfindungen war den Bewohnern der >5nsel eigen, zugleich ein khner Entdeckungsgeist, den die Gefahren unbekannter Meere reizten.
Uber diese Insel war also Polykrates nach Ermordung seines lteren und der Flucht seines jngeren Bruders Herr geworden. Durch eine Garde von 1000 Bogenschtzen fremder Nation schtzte der Tyrann seine Person gegen einen etwaigen Angriff seitens des Volkes. Sodann schus er in un-glaublich kurzer Zeit eine Seemacht, durch die er Beherrscher des ganzen Agischen Meeres wurde. Die Stadt Milet und die Insel Lesbos wurden in glcklichen Seeschlachten vollstndig besiegt und die Bewohner entwaffnet. Nun durchzogen seine Schiffe den ganzen Archipel, um alle Ksten zu brand-schtzen. Nachdem Polykrates seine Flotte zur herrschenden Seemacht im Agischen Meere gemacht hatte, verband er die Inseln und Ksteustdte zu einem Bunde. An dessen Spitze stand Samos, das der Tyrann zum Sitze von Kunst und Wissenschaft machte. Mit Anmsis, dem Könige von gypten, schlo er Freundschaft, teils um Handelsverbindungen anzuknpfen, teils um die wissenschaftlichen Schtze dieses ltesten Kulturstaates seinen llnterthanen zugnglich zu machen.
Polykrates war bereits eine lange Reihe von Jahren im ungestrten Besitze seiner Macht und Herrlichkeit. Er hatte sich an sein Glck gewhnt, wie an einen unzertrennlichen Begleiter seines Lebens. Er schlo ein Bndnis mit dem Perserknige Kambyses, als dieser sich zur Eroberung gyptens rstete, und lie ein Geschwader von vierzig groen Schiffen nach gypten in See gehen. Unvorsichtigerweise hatte er alle seine Feinde darauf untergebracht. Diese kehrten mitten auf dem Meere um und segelten nach Samos zurck, um den Tyrannen zu entthronen. Als Polykrates die meute-rische Flotte zurckkehren sah, segelte er ihr schnell entgegen und schlug sie in die Flucht. Die geschlagenen Feinde flohen nach Sparta und kehrten mit spartanischer Hilfe zurck. Die Insel hielt eine lange Belagerung aus; nur die Tapferkeit des Polykrates und die Festigkeit der Mauern der Hauptstadt verhinderten ihre Eroberung.
Polykrates hatte zwar seinen Thron gerettet, aber seine Macht war er-schlittert, die Seeherrschaft von Samos gebrochen. Aus eigenen Mitteln konnte er den ungeheuren Verlust nicht ersetzen; dazu brauchte er Geld und Bundesgenossen. Beides schien ihm sein Glck zur rechten Stunde darzubieten. Der perfische Statthalter von Kleinasien schickte ihm heimlich die erwnschte Bot-schaft, da er mit all seinen Schtzen nach Samos kommen wolle, um sich mit Polykrates zu verbinden, weil er bei seinem Könige in Ungnade gefallen sei. Zuvor mge Polykrates aber nach Kleinasien kommen, um sich von der Gre des Reichtums zu berzeugen, den er ihm zuzubringen gedenke. Poly-krates glaubte dieser Verlockung; seine Freunde durchschauten die persische List; seine Tochter umklammerte ihn weinend, als er an Bord des Schiffes ging; aber nichts konnte ihn zurckhalten.
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Spätere Colonisation.
65
peloponnesischen Staaten die dorische Aristokratie wiederherzustellen und dadurch ihre Hegemonie (§ 61) zu befestigen wussten*). Sie verbanden so alle peloponnesischen Völker, mit Ausnahme von Argos, welches durch die Entreissung des Bezirks östlich vom Parnon und der Landschaft Kynuria unversöhnlich beleidigt war, zu einer Waffengenossenschaft (Symmachie).
Von den kleinasiatischen, meist ionischen Colonien zeichnete sich Ephesos als durchaus konservatives, Milet als ein durch stete Revolutionen beunruhigtes Gemeinwesen aus. Hier, wie meist überall in Kleinasien, ordnete man schliesslich die politischen Rechte der Bürger nach dem Vermögen (Timokratie), wodurch Aristokratie und Demokratie ausgeglichen wurden. Diese Regierungsform überdauerte sogar noch die äussere Unabhängigkeit (§ 32) dieser Städte. Auf Samos zeichnete sich Polykrates2), auf Lesbos um 600 Pittakos von Mitylene aus, einer der sieben Weisen, der edelste unter allen Tyrannen, der noch vor seinem Ende, nachdem er den Staat geordnet und versöhnt, freiwillig seine Macht niederlegte, und als schlichter Bürger starb3). Auch die sicilischen Coloniestädte (§ 65) brachten selbst noch in späterer Zeit eine Reihe Tyrannen hervor.
§ 65.
Die spätere Colonisation (vgl. § 54 u. 55).
Wachsmuth, Hell. Alterthumskunde. Kruse, Hellas oder geogr. antiquar. Darstellung des alten Griechenl. u. s. Colonien. E. Gurt., Gr. Gesch. I, 390—449. Grote, Ii, "273 ff. W. Ihne, Röm. Gesch. 1, 316. Jo h. Gust. Droyssen, Gesch. des Hellenismus Ii, 91. Schubring, Gesch. u. Geogr. v. Alt-Sicilien. Büchsenschütz, Besitz u. Erwerb im Alterth. 1870.
Sowohl die häufig wiederkehrenden Umwälzungen und Parteiungen im Inneren der Staaten, wie auch der stets wachsende See-und Handelsverkehr führten zu einer neuen, weit umfangreicheren Colonisation, als die erste gewesen. Hatten sich die Hellenen früher von den Phönikiern nur gleichsam mitnehmen lassen oder waren erst noch zagend ihren Spuren gefolgt, so betreten sie jetzt ihre eignen Wege. Nachdem schon im Jahre 800 das äolische Kyme sich weit in das westliche Meer hinausgewagt, und Kumae4) in Italien am Berge Gaurus gegründet hatte, folgte Korinth diesem Wege nach Westen und besetzte als Uebergangspunkt nach Italien die Insel Kerkyra. Von dieser aufblühenden, sehr selbständigen Colonie gingen andere Gründungen nach Norden aus, so A p o 11 o -nia, Epidamnos5); dann aber gründete Korinth 734 auf der Ostküste von Sicilien Syrakus, welches sich bald zu der blühendsten Stadt der ganzen Insel erhob. Unechte Söhne des Kypseloa
').... offoj Ttoosarare rfjs ‘Exxäsos. Her. V, 49. 2) Her. Iii, 39 ff.
54—56-120 —125. Thuk. I, 13. Strab. p. 638. Diod. I, 95. Siehe die interessante Darstellung von E. Gurt. Gr. Gesch. I, 576 ff. 3) Diog. Laert. I, 74 ff.
4) Strabo 23. 243. 5) Thuk. I, 24.
Müller, Abriss. I. 2. Auflage. 5
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86
Die Griechen. §. 34.
Fortsetzung der Geschichte des Thucydides his zur Schlacht bei Mantinea,
und b) Kvqov Idvaßaotq (7 B.). 4) Diodorus aus Sicilien schrieb
in Augustus’ Zeit eine ßißhod-rjxii lozoqixrj in 40 Büchern. 5) Plu-
tarchus (im 1. Jhdrt. n. Chr. zu Chaeronea) hinterliess 44 ßioi
naqallrjxoi griechischer und römischer Feldherren und 5 einzelne
Lebensbeschreibungen.
Von lateinischen Geschichtschreibern gehören hierhin
Cornelius Nepos und Iustinus. — Ausser den Geschichtschreibern sind
Quellen für den ersten (mythischen) Zeitraum die Bibliothek des Apollo-
dorus, für den dritten Zeitraum die Reden des Isokrates, Aeschines und
Demosthenes, und für die Kennlniss der Staatsverfassung die „Politik“
des Aristoteles.
Die parische Marmorchronik, eine (1627) auf Paros ^gefun-
dene (jetzt zu Oxford aufbewahrte) Marmortafel, enthält ein chronolo-
gisches Verzeichniss der Hauptbegebenheiten Griechenlands und Athens
ins Besondere.
Die Geographie Griechenlands behandeln: 1) Strabo (im
1. Jhdrt. nach Chr.) im 8.—10. B. seiner ytwyqacpixü, 2) Pausa-
nias (im 2. Jhdrt. nach Chr. zu Rom) in seiner Lel\ddog ue^ir/yr/oig
(in 10 B.), und 3) Claudius Ptolemaeus (aus Aegypten, im 2. Jhdrt.
nach Chr.) in seiner yecoy^acpixt) v(prjyt)aig (in 8 B.)
T~Geographie des alten Griechenlands1).
Weltstellung. Niemals hat wohl ein so kleines Land (1310dm.)
durch die Macht des Geistes eine grössere Bedeutung für die ganze
Menschheit erlangt, als Griechenland. Dies beruhte nicht allein auf den
trefflichen geistigen Anlagen der Nation, sondern nicht minder anf den
Bedingungen, unter denen sie dieselben entfalten konnte. Von allen
Zweigen der arischen Völkerfamilie war den Griechen in ihrer Halbinsel
der günstigste Boden zu Theil geworden. Nach allen Seiten durch scharfe
Naturgrenzen (im N. durch eine hohe Bergwand) abgeschlossen, bildet
sie gleichsam eine Welt für sich, mit einem Gebiete von massigem Um-
fange, mit reichster horizontaler und vertikaler Gliederung, ein Gebirgs-
land mitten im Meere, mit einer Luft, welche nicht erdrückte, mit einem
Boden, welcher Arbeit verlangte, aber nicht durch das Uebermaass der-
selben den Menschen verkümmerte. Durch das Maximum der Berührung
von Meer und Land war sie auf die See, auf Handel und Colonisation
nach allen Richtungen angewiesen. Durch die für Städteanlagen, Handel
und Schifffahrt besonders vortheilhafte Gestaltung der Ostküsle (umge-
kehrt wie bei der italischen Halbinsel) mit Asien in der lebhaftesten
Verbindung, war Hellas berufen, die Cultur des Ostens aufzunehmen,
zu entwickeln und durch eine Reihe von Colonien um das ganze Mittel-
meer herum nach allen Richtungen, griechische Civilisation zu verbreiten.
*) Geographie von Griechenland von Conrad Bursiau, 2 Bde. 1862 ff.
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Römische Antike
Inhalt: Zeit: Antike
— 175 —
hindurch fahren und die griechischen wie die asiatischen Landschaften nach Herzenslust plündern konnten.
Der Besitz von Byzanz bedeutete für eine Landmacht den Schlüssel von Asien; für eine Seemacht den Schlüssel zum Pon-tus Euxinus und den reichen Getreidelandschasten im Norden desselben. War Land- und Seemacht hier in einer Hand vereinigt, Byzanz aber ihr uubezwingliches Centrum, so war damit zugleich die Herrschaft zu beiden Seiten des ägeischen Meeres und die über das Meer selbst gegeben — in dem Umfange, der später dem oströmischen Reiche zugemessen wurde.
Daß Byzanz der Stadt Nicomedia gegenüber den Vorrang davontrug, wird man begreiflich sinden. Diese Stadt lag nicht am Meere, was ihre Verbindung mit den Provinzen erschwerte — denn daß ein Feind zu Lande und zur See dem römischen Reiche überlegen sein würde, daran war lange nicht zu denken. Daß man zu Lande von übermächtigen Kräften angegriffen werden würde, darauf mußte man sich gefaßt machen.
Nicomedia hatte einen Angriff der Perser zu fürchten, die damals und während der folgenden drei Jahrhunderte zu den gefürchtetften Gegnern des Reiches gehörten — in der That sind dreihundert Jahre später, zur Zeit des Kaisers Heraclius, die Perser bis ans Meer vorgedrungen, haben Ägypten samt Alexandria genommen, auch die asiatischen Landschaften, und von Chal-kedon aus Byzanz belagert — wäre Ilion oder Nicomedia Hauptstadt gewesen, so wäre dem oströmischen Reiche damals ein Ende bereitet worden.
Andererseits hielt man zur selben Zeit auch den Anprall der Avaren aus — Sardica war gefallen —; aber zur See blieb man dem Gegner überlegen und hielt die Verbindungen mit den südlicher gelegenen Provinzen aufrecht. —
Byzanz lag damals in Mitten blühender Landschaften, die im Notfall mit der Verproviantierung aushelfen konnten; Thrakien einerseits, Vorderasien andererseits, die nunmehr den Kern des Reiches bildeten.
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103 -
Verfaung, 2) durch den dem Vaterland mit vollster Hingabe dienenden Sinn und die in schweren Kmpfen erstarkte Kraft seiner Brger, 3) durch die tiefe Einsicht und Klugheit, die sich seine Leiter in der Politik erworben hatten. Auf die Bahn der Welterobrung ward es gelenkt 1) anfnglich durch das Streben der brigen Staaten nach dem Besitz Italiens, also durch die Notwendigkeit der Verteidigung und des Zuvorkommens, dann 2) dadurch, da a) die Kriege den niedern Brgern Mittel zum Unterhalt, b) den hhern Gelegenheit zur Erwerbung von Ruhm und Reichtum gewrten.
Nach der Herschaft der den gesamten Westen strebte Karthago, um 880 (durch Dido) von Tyrus gegrndet ( 16). Reich geworden durch den Handel, welcher besonders nach dem Sinken des Mutterlands die grte Ausdehnung erreichte und im atlantischen Ocean weit nach Nord wie Sd (Hanno's Periplus) sich erstreckte, zugleich durch die tchtigste Bewirtschaftung des Grund und Bodens, gewann die Stadt nicht allein der die brigen phnikischen Kolonien und der die benachbarten Völker in Westafrika (Numiden, Gtuler, Libyer) die Oberherschaft, sondern auch, da sie nur dadurch ihre Handelsinteressen fest sichern konnte, der die Ksten von Sardinien, nebst Besitzungen in Spanien und Sicilien. An Wesen und Sitte den Phnikern ganz hnlich, hatte sie eine aristokratische Verfaung (2 jhrlich gewhlte Schoffeten mit einem Rat von 28 Mitgliedern, der welchen seit ungef. 450 als controlierende und richtende Behrde das Collegium der 100 gestellt war) ohne allen bedeutendem Einflu der Brgergemeinde. Ihre Kriege fhrte sie durch Sldner.
In Sicilien, dessen griechische Kolonien den Karthagern Verdrngung aus den ergiebigsten Handelsgebieten drohten, nahmen sie sich zuerst nur der alten phnikischen Niederlaungen an der Westkste an. Zum Versuch einer grern Machtausbreitung wurden sie (einer nicht gerade unglaubwrdigen Er-Zhlung nach von dem Perserknig Xerxes) durch das Hiilfsgesucli des Tyrannen Theron von Agrigent gegen Gelon von Syrakus veranlat, sahen denselben aber durch die Niederlage bei Himera 480 vereitelt. Auf die kraftvolle Regierung Hierons I (477467, s. 1.27) folgte nach Vertreibung seines Br. Thrasybulos in Syrakus 466 Demokratie, die trotz rascher Entartung zum Streben nach der Oberherschaft der die ganze Insel trieb. Nach dem Scheitern der athenischen Expedition (81 und 82) von den Segestanern um Hlfe angegangen, eroberten die Karthager 410 Selinus, Himera und Agrigent. Dionysios I, welcher das Unglck des Kriegs zum Sturz der einflureichsten Männer bentzte und an der Spitze der Sldner sich zum Tyrannen von Syrakus machte (406368), hob die Gre der Stadt, freilich unter Vernichtung der brigen griechischen Staaten, in Kriegen gegen Karthago (Gewinnung des Flues Halikos als Grnze) und gegen die italischen Griechen. Sein ihm an Grausamkeit, aber nicht an
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14. Das Zeitalter des Perikles. 65
halten die Seeruberei fern und die Unterthanen in Gehorsam, 2500 Schwerbewaffnete und 1600 Bogenschtzen stehen fr jeden Fall bereit.
So nahe nun auch die attische Volksherrschaft nach griechischer Auf- Bedeutung der sassung dem Musterbild einer solchen Staatsordnung kommen mochte1), mit der heute z. B. in Nordamerika, Frankreich und der Schweiz herrschenden )e 1 Volksherrschaft verglichen, ist sie doch eine auf politisch-kriegerische Vor-Herrschaft begrndete Aristokratie" der gesamten Gemeinde des leitenden Vororts. Im Besitz der politischen Rechte sind nur 2030 000 athenische Vollbrger, eine kleine Minderheit gegenber den in Attika sehaften Fremden (juirotxot), den Brgern der Bundesstdte und der mchtig an-schwellenden Schar der Knechte.
c. Wirtschaftliche Zustnde. Der glckliche Ausgang des Freiheitskampfes Wirtschaftlicher in Ost und West hatte einen mchtigen Aufschwung auf wirtschaftlichem Aufschwung Gebiete zur Folge. Mit den phnizischen Geschwadern war auch der ph-nizische Kaufmann zurckgeschlagen, die Flotten des delischen Bundes und der Syrakusaner sorgten fr Sicherheit der Meere und deckten die Aus-bildung des Handels, die ungeheure Beute an Edelmetall und die gewaltige Kriegsentschdigung, die Karthago an Gelon zahlte, mehrten den Vorrat an umlaufenden Mnzen.2) Wohl war das Geschft der See bei dem Fehlen des Kompasses, der Seekarten und der Leuchttrme und der Menge an Klippen und Vorgebirgen mit groer Gefahr verbunden, aber, wenn dem Schiff nichts zustie, sehr gewinnreich. Da die verschiedenen natrlichen Verhltnisse in den griechischen Lndern, hier dem Gewerbflei, dort der Landwirtschaft gnstig, einen Austausch beider Arten von Erzeugnissen
1) brigens lagen in dieser Verfassung auch nach griechischer Auffassung starke Keime zur Entartung, die nach dem Hingang des gewaltigen Mannes, der das Volk allein zu leiten und eine zielbewute Politik durchzufhren vermochte, aufgehen muten: Die hufigere Ortsanwesenheit der Stadtbevlkerung gegenber der des platten Landes und der Siedelungen bedingte ein berhandnehmen des Einflusses der stdtischen besitzlosen Masse; das Volk, bei dem Mangel eines Instanzenweges zum Herrn der Rechtsprechung geworden, fllte in erregten Zeiten parteiische Urteile; die uere Politik verlor..die bestimmte Richtung und die Stetigkeit; wenig befhigte Männer konnten hohe mter erlangen, ehrgeizige Volksfhrer suchten sich durch Nachgeben gegen die Volksleidenschaften., in dauerndem Einflu zu erhalten; die An-sprche an die Staatskasse seitens der rmeren wuchsen mehr und mehr.
2) Der Zinsfu ging darum auf 12 v. H. zurck, die Banken nahmen zu sowie die Zahl derer, die mit geliehenem Gelde arbeiteten (Sieg der Geld-, Beginn der Kreditwirtschaft), die Preise und die Lhne stiegen. Beispiele aus der Zeit Solons und des 4. Jahrhunderts:
l Scheffel Weizen 1 Drachme 3 Drachmen,
1 Schaf 1 Drachme 1012 Drachmen,
1 Rind 5 Drachmen gegen 60 Drachmen.
Die Preise stiegen mit der Zunahme des Edelmetalls: Allgemeine Preissteigerung erfolgte demnach in Hellas zur Zeit des Xerxes, Alexanders d. Gr., in Rom zwischen 167 und 140, zur Zeit des Augustus und des Earacalla (um 215 n. Chr.). In der Neuzeit nach 1500 und nach 1850 (Kalifornien). Mit dem Preise des Brotkorns steigt der Lohn und der Sold. So von Solon bis Xerxes aufs Doppelte, von da bis Alexander d. Gr. aufs 3fache, bis Augustus aufs 4fache, bis Earacalla aufs 5fache. Der Arbeitslohn betrug (i. I. 480: 2) jetzt 3%4 Obolen, der Scheffel Weizen (480: 1%) kam 23 Drachmen. Je wohlhabender die Völker, um so niedriger der Zinsfu.
Schenk, Lehrbuch. Iii. Altertum. A. 5
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Extrahierte Personennamen: Xerxes Alexanders Augustus Xerxes Alexander_d Alexander Augustus Schenk
Extrahierte Ortsnamen: Nordamerika Frankreich Attika Ost Karthago Alexanders Rom Kalifornien Earacalla